Recht haben und recht behalten sind nach Schopenhauer zwei verschiedene Paar Schuhe. Mit rhetorischem Geschick und argumentativen Kunstgriffen kannst du deine Gegner und Zuhörer selbst dann von deiner These überzeugen, wenn du objektiv betrachtet im Unrecht bist.
Je besser du deinen Gegner und seine Schwachstellen kennst, desto besser kannst du ihn dazu bringen, dir zuzustimmen. Wenn du ihm z.B. durch gezielte, aber undurchsichtige Fragen Zugeständnisse für deine späteren Argumente entlocken willst, helfen dir Kenntnisse seiner Überzeugungen oder seines Bildungsstands dabei, ihn von Anfang an einzuschätzen. Manchmal kannst du seinen sozioökonomischen Hintergrund oder die Zugehörigkeit zu bestimmten religiösen oder politischen Gruppen auch aus seinem Verhalten oder Kleidungsstil herauslesen.
Eine argumentative Ausweichbewegung besteht in der an sich heiklen Verallgemeinerung oder nachträglichen Abwandlung der betreffenden Aussage.
Weitere Mittel zum Schutz deiner Thesen sind Verwirrung, Irritation und Einschüchterung. Spiele mit verdeckten rhetorischen Karten und lasse nicht zu, dass dein Gegner deine Argumentationsstruktur antizipiert, denn so kann er dich leichter durchschauen und angreifen. Je nach Situation kannst du ihn und das Publikum auch von Anfang an mit Wortschwallen, lateinischen Floskeln oder hochgestochenem Register aus dem Konzept bringen oder beeindrucken.
Die stärksten Schutzschilde sind Autoritäten wie Gelehrte, Forscher, Institutionen oder Gesetze. Je niedriger der Bildungsstand von Gegner und Publikum, desto bedingungsloser und unreflektierter glauben sie zitierten Autoritäten. Dazu gehören auch Studien und sogenannte harte Fakten. Egal wie wenig aussagekräftig sie im richtigen Zusammenhang sind – du kannst sie wunderbar aus dem Kontext reißen und zum Zementieren deiner Argumente verwenden.
Dein rhetorischer Kniff könnte nun darin bestehen, die Worte deines Gegners geschickt zu offensichtlich falschen Aussagen zu verdrehen, die sich dann leicht durch Gegenbeispiele widerlegen lassen. Dadurch würde früher oder später auch seine These gehaltlos wirken. Lassen sich keine Einwände gegen die Argumente deines Gegenübers finden, kannst du sie als unverständlich – und damit indirekt als unsinnig – abtun.
In manchen Situationen ist es wirkungsvoll, dich statt auf seine Argumente direkt auf deinen Gegner zu beziehen, indem du z.B. Widersprüche zwischen seiner Person und seinen Aussagen aufdeckst. Diese können innerhalb der Argumentationskette entstehen, aber auch aus Diskrepanzen zwischen den Aussagen des Redners und seinen Überzeugungen, Handlungen oder Interessen. Indem du sie durch Wendungen wie „Wasser predigen und Wein trinken“ hervorhebst, stempelst du deinen Gegner als Hochstapler und Schwätzer ab.
Wenn du die Unwissenheit deines Gegners oder eurer Zuhörer geschickt nutzt, kannst du mit falschen Details und Schlüssen beeindrucken und blenden. Oder du ordnest die Aussagen deines Kontrahenten stigmatisierten Kategorien zu, die dem Publikum je nach dessen Grundsätzen negativ erscheinen: Mystizismus, Spiritualität, konservativ, postmodern, bildungsbürgerlich, primitiv usw.
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